„Menschen werden“
(Aktuell im Cafe Pottschwarz zu sehen, Mülheim a.d.R.)
Kaffee, Collage und Acryl auf Leinwand
80 x 120cm
2020
Ein Kind als Dirigent. Es kehrt uns den Rücken zu und scheint etwas zu sehen, was wir nicht sehen können. Die Beine fest am Boden verankert, die Arme in einer großen Gestik weit geöffnet. Aber was dirigiert er? Etwas, was zunächst den abstrakten, fleckigen Rahmen seines Tuns zu sein scheint, entpuppt sich beim näheren Betrachten als eine Kollage von Menschenmengen aus aller Welt. Ein paar Gesichter werden durch Aufhellen betont, treten aus der anonymen Masse hervor, werden persönlicher. Versucht das Kind aus dem Chaos der Welt eine harmonische Symphonie zu komponieren? Geht seine Musik in dem irrsinnigen Treiben des Erwachsenendaseins allmählich unter?
Was bei Schillers Text in Ludwig van Beethovens ‚Ode an die Freude‘ als Aufruf wirkt („Alle Menschen werden Brüder“), wird im Titel des Bildes zu einem brüchigen Satz, dessen ursprünglicher Sinn entfremdet wird durch das Entfallen der Wörter „alle“ und „Brüder“. Bloß „Menschen werden„. Wird die Utopie der Brüderlichkeit vom Kind für Bankrott erklärt oder wiederbelebt? In trubeligen Zeiten – wie den jetzigen – bleibt noch offen, wie diese Symphonie zu Ende geht.