Portraitmalerei mit Kaffee
Kaffeeflecken haben einerseits einen ästhetischen Wert. Deshalb verwende ich seine Formen in meinen Kompositionen. Sie erlauben kein perfektes, genaues Gemälde. Das Unvollkommene bezieht sich auf das, was typisch menschlich ist; es bezieht sich auf die ungenauen Grenzen in unserem Sein und auch auf das, was sich in uns ständig ändert, auf unsere Fähigkeit, immer neue Konturen zu gewinnen, abhängig davon, was wir von den Menschen sehen, hören, fühlen, was wir wissen.
Andererseits hat der Kaffeefleck auch einen symbolischen Wert. Er trägt Geschichten. Erinnerungen. Der Kaffeehandel beeinflusste die Entwicklung von Gesellschaften, die Beziehungen zwischen den Ländern. Aber auch unsere persönlichen Geschichten werden oft von Kaffee begleitet. Die Menschen treffen sich auf eine Tasse Kaffee und dabei kann eine neue Freundschaft beginnen oder eine neue Liebe. Der Kaffeegeruch füllt die Luft und Erinnerungen werden geweckt.
Kaffee riecht nach Heimweh, Vergangenheit, Familie. Er begleitet mich aber auch in der Gegenwart. Wir haben eine stille Freundschaft, die vor allem dafür existiert, um mich an all meine anderen Freunden zu erinnern.
Ein Portrait, das mit Kaffee und Aquarell oder Kaffee und Acryl gemalt wird, ist ein Abbild, das mehr zeigt als den Porträtierten. Es ist ein neues Bild des Menschen, da es nicht nur nach der Ähnlichkeit sucht (dafür sind bereits die Fotos da), sondern manche Merkmale hervorhebt, die „charakteristisch“, Charakter formend sind. Ein Portrait mit Kaffee zeigt metaphorisch durch die Kaffeeflecken, dass kein Mensch ein in sich abgeschlossenes und unveränderliches Ganzes, sondern dynamisch, offen, eine sich immer neue erfindende Realität ist.
Kaffeekunst ist ein besonderes Geschenk.